Gedenkstätte Plötzensee

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Gedenkstätte Plötzensee

Still ist es hier. Mit langsamen, bedachten Schritten nähere ich mich der Gedenkstätte. Abseits und doch inmitten der Stadt, ein unwirtlicher Ort. Ich schaue mich um, lese einige Geschichten über die Menschen, die hier gefangen waren und ermordet wurden.

Ich setze mich in den Hof, den Eingangsbereich, vor die Mauer des Gedenkens.

Lasse mich ein auf diesen Ort, lasse ihn mich umfangen – in Stille -, lasse ihn in mich einsickern, sich mit mir verbinden. Entsetzen macht sich breit, schwer wird mir, Trauer umfängt mich, Schmerz und Hilflosigkeit.

In der Verbindung spüre ich aber auch: Dieser Ort erzählt mehr als nur vom grausamen Schicksal dieser Menschen. Er weist darüber hinaus und erfüllt mich mit Hoffnung. Der Mut der Ungehorsamen, nicht getrennt, nicht gestern, lebendige Erinnerung. Ich spüre, hier geht es um etwas. Vergangenes ist lebendig.

Ich höre dieses Hintergrundrauschen des Lebens. Leise Stimmen erzählen vom Mut derer, die über sich hinauswuchsen, erzählen von denen, die selbst vergessend sich umwandten und Nein sagten.

Und sagen.

Adriana

Ukrainisches Weizenfeld

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Im Weizenfeld

Schäfchenwolken, Sommerhimmel.

Weite, wogende Weizenfelder.

Blau und Gelb – die Farben der Ukraine.

Erntereif hängt schwer das Korn an gebeugten Halmen.

Blockierte Lagerhallen. Fehlendes Brot.

Getreide, von breiten Traktorreifen achtlos umgefahren.

Auf zerknicktem Stroh meditierend,

Ähren rascheln im Wind.

Belebt vom kraftvollen Aroma des Ackerbodens.

Dankbar der Erde, die uns trägt, uns ernährt.

Zu der wir zurückkehren. Die wir sind.

Renate

Emanuele Coccia, Die Wurzeln der Welt

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Emanuele Coccia, Die Wurzeln der Welt

Emanuele Coccia entwirft in seinem Buch von den Pflanzen her eine neue Kosmologie, die bemerkenswerte Ähnlichkeiten zum „gegenseitig abhängigen Entstehen“ des Zen-Buddhismus aufweist. Dieses Buch zu lesen ist herausfordernd und ich spüre, dass die Gedanken zu mir sprechen und sie mich etwas angehen.

Wie zum Beispiel die Gedanken, die er um das „Ausgesetzt sein“ der Pflanzen entfaltet:
„In allem was Ihnen begegnet haben sie Anteil an der Welt in ihrer Gesamtheit. Die Pflanzen laufen nicht, können nicht fliegen: Sie sind nicht in der Lage, einen bestimmten Ort gegenüber dem übrigen Raum zu bevorzugen, sie müssen da bleiben wo sie sind […] die Welt verdichtet sich in dem Fleckchen Boden und Himmel, den sie besetzen. Im Unterschied zu den meisten höheren Tieren haben sie keinerlei selektive Beziehung zu ihrer Umwelt:
Sie sind, sie können nicht anders, als ständig ihrer Umwelt ausgesetzt sein.
Das pflanzliche Leben ist das Leben als integrales Ausgesetzt sein in absoluter Kontinuität und globaler Kommunion mir der Umwelt:

„Ausgesetzt“, dieses Wort begleitet mich seit Wochen.

Ich betrachte einen Baum dessen Zweige sich im Wind bewegen.

Ich betrachte die Wurzeln des Baumes, ich spüre meinen Atem –

meine wurzeln: „alles ist in allem.“

Jens